ELTERN
Über Co-Regulation programmieren Eltern das Nervensystem ihrer Kinder für ihr weiteres Leben. Auswirkungen davon werden noch im Erwachsenenalter zu spüren sein und das Leben beeinflussen.
Ich durfte erst heute Morgen bei meinem Lauf einen Glaubenssatz aufdecken, der in meiner tiefsten Kindheit geprägt wurde und aus einem ganzen Glaubenssystem stammt, welches sich in meiner Kindheit in mein Nervensystem eingenistet hat.
Ich war unterwegs auf einer Laufrunde durch den Wald. Hier war heute sonst niemand und ich genoss die Ruhe und die Geräusche des Waldes. Das Rascheln der Blätter von dem sanften Wind, die angenehme Kühle des Schattens auf meiner Haut. Ab und zu ein paar warme Sonnenstrahlen. Vogelgezwitscher. Die Ruhe hat sich nach und nach auf mein System übertragen und ich wurde immer entspannter. Zwischendurch ein paar tiefe Atemzüge bei easy Yogaübungen.
Plötzlich, ein lautes Knacken … Und mein ganzes System schaltete um in den Überlebensmodus. Ich konnte richtig beobachten, wie sich alles in mir anspannte, die Angst meinen Rücken hoch kroch und ich nur noch lief, ohne Achtsamkeit für meine Umwelt und die Schönheit des Waldes. Als ob ich auf einmal in einer anderen Welt unterwegs bin als noch Sekunden vorher. Und obwohl mir mein Verstand gesagt hat, du bist sicher, es ist keine Gefahr, hat mein Körper die Kontrolle gewonnen und ich konnte den ganzen restlichen Lauf nicht mehr entspannen, auch wenn ich mir einzureden versuchte, dass alles gut ist.
Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass ich mittlerweile das Bewusstsein dafür habe, welche Systeme hier in meinem Körper ablaufen und diese Dinge bewusst erleben darf. In tiefem Wissen, dass dieser Glaube nicht von mir stammt. Der Glaubenssatz „Alleine im Wald zu sein ist unsicher“ stammt aus meiner tiefsten Kindheit. Auf Verstandesebene weiß ich, dass ich alleine im Wald sein kann, ohne dass hinter jeder Ecke eine Gefahr lauert. Aber mein Körper erinnert sich noch heute an Dinge aus meiner Kindheit, in denen ich durch Co-Regulation mit meiner Mutter diese Glaubenssätze in mein System programmiert bekommen habe. Das sind eine ganze Menge Glaubenssätze, die ein ganzes Glaubenssystem wie eine Burg um mein Sein aufgebaut haben. Die Überschrift lautet: „Nichts ist sicher“. Es ist nicht sicher, durch den Elbtunnel zu fahren, weil er einstürzen könnte und wir ertrinken in dem Wasser. Es ist nicht sicher, im Meer zu baden. Es ist nicht sicher, nachts unterwegs zu sein … Wenn ich tief in das System gehe, könnte ich hier einen ganzen Aufsatz solcher Glaubenssätze aufschreiben.
Warum ich dir diese Geschichte erzähle? Weil ich erfahren durfte, dass ich diese Glaubenssätze und -systeme integrieren darf, so dass sie mich in Zukunft nicht mehr triggern. Ich kann sie nicht einfach abschneiden von mir, denn sie sind ein Teil von meiner Kindheit. Aber es gibt die Möglichkeit, diese über Körperarbeit und Regulation meines Nervensystems zu integrieren und damit für die Zukunft alleine durch den Wald laufen zu können, ohne dass der imaginäre Tiger bei einem lauten Knacken vor mir steht. Denn: Auch wenn unser Nervensystem in der tiefsten Kindheit geprägt wird, sind wir diesem nicht hilflos ausgeliefert. Wir dürfen uns erlauben, zu heilen. Wir können hier und jetzt die Wende herbeiführen, indem wir beginnen, das Nervensystem zu reseten und neu zu bespielen. Mit Erlebnissen und Gefühlen von Sicherheit, Verbundenheit und Gemeinschaft.
Es ist so wichtig für uns, die wir jetzt Eltern sind, dieses System zu verstehen und Dinge aus unserer Kindheit, die uns aufhalten, unser Leben zu leben, nun zu heilen. Denn all diese Dinge geben wir wieder weiter an unsere Kinder. Mittlerweile gibt es ein ganzes Wissenschaftsfeld im Rahmen der Epigenetik, wodurch erwiesen ist, dass wir diese Glaubenssysteme und -sätze über mehrere Generationen vererben können. Mach du den Anfang und löse für deine Nachkommen die blockierenden Glaubenssysteme. Ermöglichen wir unseren Nachkommen ein Leben in emotionaler Freiheit.