Warum du daran scheiterst, dein Wissen über bedürfnisorientierte Erziehung im Alltag umzusetzen?
Inhaltsverzeichnis
Die bedürfnisorientierte Erziehung ist ein Konzept, das sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert hat. Sie fordert uns als Eltern dazu auf, die Bedürfnisse unserer Kinder wahrzunehmen und respektvoll darauf einzugehen. Doch warum zeigen das theoretische Wissen über bedürfnisorientierte Erziehung und die positiven Absichten im Alltag nicht die erhoffte Wirkung? Oft handeln wir trotz allem Wissen und gut gemeinter Vorsätze nicht so, wie wir es uns wünschen. Das passiert in den Momenten, in denen es ohnehin schon stressig zu geht und wir gefordert sind, Geduld aufzubringen. Es frustriert uns, dass wir so viel über beziehungsorientierte Erziehung wissen und es trotzdem im Alltag so schwer ist, diese umzusetzen. Wir sind enttäuscht und traurig, machen uns Vorwürfe und es entsteht noch mehr Druck auf uns.
Warum also fällt es uns so schwer, bedürfnisorientierte Erziehung konsequent im Alltag umzusetzen? Und wie können wir lernen, uns von den Herausforderungen nicht entmutigen zu lassen, sondern stattdessen mit mehr Gelassenheit und Bewusstsein auf unsere Kinder einzugehen?
Bevor ich auf diese Fragen eingehe, möchte ich noch einmal kurz das Konzept von bedürfnisorientierter Erziehung eingehen und auch die neurobiologische Sichtweise auf die Grundbedürfnisse mit anfügen, da sie für mich die Grundlage von bedürfnisorientierter Erziehung ist.
1. Bedürfnisorientierte Erziehung
Die Wissenschaft um Neurobiologie und Epigenetik ist sich einig, dass bedürfnisorientierte Erziehung ein Grundbaustein für eine sichere, vertrauensvolle und stabile Zukunft unserer Kinder ist. Sie setzt auf die Wertschätzung der Bedürfnisse von Kindern und fördert eine respektvolle, einfühlsame und gewaltfreie Kommunikation. Wir wissen mittlerweile, dass es wichtig ist, auf die Bedürfnisse unserer Kinder zu hören, ihnen Raum für ihre Gefühle zu geben und ihre Individualität zu akzeptieren. Erziehung mit Druck und Kontrolle sowie Macht hat zwar oft kurzfristig die gewünschte Wirkung, aber am Ende zeigen sich die Bedürfnisse der Kinder auf einem anderen Weg, der sich von mal zu mal steigert und in großen Gefühlsausbrüchen enden kann.
Zunächst möchte ich die Grundbedürfnisse aus neurobiologischer Sicht herleiten. Was sind die Grundbedürfnisse nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen? Sie leiten sich her aus den Grunderfahrungen im Mutterleib.
Die bedürfnisorientierte Erziehung achtet und respektiert diese.
Deren Grundsätze sind:
a) Achtsamkeit gegenüber den Bedürfnissen des Kindes
Bedürfnisorientierte Beziehung bedeutet, dass wir unseren Kindern aufmerksam zuhören und ihre Bedürfnisse wahrnehmen, ohne dass wir sie ignorieren oder unterdrücken.
b) Respekt und Empathie
Wir pflegen einen respektvollen Umgang mit dem Kind. Das Kind wird als gleichwertiger Mensch wahrgenommen und seine Gefühle und Wünsche werden ernst genommen, selbst wenn sie für uns als Erwachsene unverständlich oder unangemessen erscheinen.
Empathie ist hier zu der Schlüssel. Es geht darum, sich in das Kind einzufühlen, zu verstehen, was das grundlegende Bedürfnis unter dem Verhalten des Kindes ist und dieses zu erfüllen. Gefühle und Emotionen heißen wir willkommen, denn sie zeigen uns den Weg zu den Bedürfnissen des Kindes. Jeder Emotion liegt ein Bedürfnis zu Grunde.
Die Grundemotionen geben uns einen Hinweis darauf, woher das Verhalten des Kindes kommt:
c) Gewaltfreiheit
Gewalt, sowohl in körperlicher, als auch in verbaler oder emotionaler Form wird bei dem Konzept beziehungsorientierte Erziehung abgelehnt. Es geht darum, anstelle von Bestrafung oder Drohungen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und das Kind in seiner Entwicklung zu begleiten, ohne seine Würde zu verletzen.
Kinder sind Teamworker!
Wegen ihres Bedürfnisses nach Verbundenheit würden sie alles tun, um die Verbindung zu ihren Eltern nicht zu gefährden.
Sie steigen aus der Kollaboration nur aus, wenn sie
Physische und emotionale Gewalt sowie Bestrafung und Drohung führen zu einem Macht- und Angstgefüge. Kinder gehorchen aus Angst vor Bestrafung und Verlust der Verbindung, aber nicht aus eigener intrinsischer Motivation. So entstehen Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut so wie ich bin.“ Diese beeinflussen uns noch lange später. Wenn wir erwachsen sind, halten sie uns davon ab, unser Leben nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Wurde der Druck durch die Bestrafungen in der Kindheit zu groß, hat sich dieser Teil in unserem Gehirn einfach abgeschaltet. Der Schmerz war zum Überleben zu groß. Deswegen sind wir häufig hart und sagen Dinge wie: „Hat uns ja damals auch nicht geschadet.“
All diese Aspekte werden bei bedürfnisorientierter Erziehung berücksichtigt und das Streben der Kinder nach Sicherheit, Autonomie und Verbundenheit respektiert und anerkannt.
d) Selbstständigkeit und Selbstbestimmung
Die Kinder haben die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, angepasst an ihr Alter und ihre Fähigkeiten. Dies entspricht ihrem Grundbedürfnis nach Autonomie, das schon vor der Geburt durch das selbstständige Wachstum entstanden ist. Indem wir Eltern den Kindern Raum für Selbstständigkeit geben, wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Wir beziehen Kinder bei der bedürfnisorientierten Erziehung aktiv in Entscheidungen mit ein und entscheiden gemeinsam auf Augenhöhe. Insbesondere beim Anziehen, der Wahl von Mahlzeiten und der Gestaltung ihres Alltags.
Kinder können sich zum Beispiel ihre Klamotten selbst auswählen. Sie entscheiden, was sie essen und müssen nichts probieren, wenn sie es nicht möchten. Sie tragen die Verantwortung für ihre Hausaufgaben. Das heißt nicht, dass wir sie damit hängen lassen. Wir gehen mit ihnen in den Dialog, wann es sinnvoll ist, diese zu machen und geben den Zeitpunkt nicht einfach vor.
e) Bindung und Vertrauen
Eine starke und sichere Bindung ist das Fundament der bedürfnisorientierten Erziehung. Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen, die ihnen Sicherheit geben, bei der sie Trost finden und die sie als stabil und zuverlässig erfahren. Bindung bedeutet, dass wir in schwierigen Momenten für das Kind da sind, Trost spenden und es durch herausfordernde Situationen begleiten. Verbundenheit entsteht schon im Mutterleib als Grundbedürfnis. Auch nach der Geburt sind wir auf die Verbundenheit zu unseren Eltern angewiesen, um zu überleben. Ohne diese Verbindung können Babies nicht überleben. Sie sind angewiesen auf den sozialen Kontakt zu engen Bezugspersonen.
f) Eltern als Vorbilder
Die bedürfnisorientierte Erziehung versteht uns Eltern nicht als autoritäre Instanz, sondern als Vorbilder. Sie geht davon aus, dass Kinder durch Nachahmung lernen. Deswegen ist es wichtig, dass wir selbst achtsam mit unseren eigenen Bedürfnissen umgehen und unseren Kindern respektvolle Kommunikation und Konfliktlösung vorleben. Wenn wir unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen Raum geben, zeigen wir unseren Kindern, dass sie ihren eigenen Bedürfnisse Raum geben dürfen.
In der bedürfnisorientierten Erziehung wird aus autoritärer Lenkung persönliche Autorität durch Authentizität. Kinder empfinden dann nicht Respekt vor uns in der entsprechenden Rolle als Eltern, sondern vor uns als Mensch mit eigenen Bedürfnissen.
Kinder brauchen
Damit kommen wir schon zum nächsten Grundsatz von beziehungsorientierter Erziehung:
g) Konsistenz und Flexibilität
Konsistenz heißt, dass bestimmte Grundsätze in der Erziehung klar und nachvollziehbar sind. Das schafft Orientierung für das Kind. Wir sind also dazu aufgefordert, unsere Werte zu reflektieren und diese wie Leitsterne immer wieder zu verfolgen. Das gibt den Kindern Sicherheit und Konsistenz.
Beziehungsorientierte Werte sind:
Bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet aber auch, dass wir Raum für Flexibilität und Anpassung an die jeweilige Situation lassen. Es geht darum, die Erziehungsziele nicht starr umzusetzen, sondern die jetzige Situation, die Bedürfnisse und das Kind in den Mittelpunkt zu stellen. Manchmal müssen Regeln angepasst oder neu bewertet werden.
Bedürfnisorientierte Erziehung ist ein Ansatz, der die Tiefe und Komplexität der kindlichen und elterlichen Bedürfnisse anerkennt und uns Eltern hilft, eine vertrauens- und respektvolle Beziehung zu unserem Kind aufzubauen. Es ist ein Prozess gemeinsamen Wachstums und der ständigen Anpassung an die Bedürfnisse an die Herausforderungen des Familienalltags.
Doch trotz des umfangreichen Wissens und der Bereitschaft, diese Erziehungsprinzipien umzusetzen, scheitern wir häufig im Alltag daran und fallen in alte ungeliebt Muster zurück.
Die Realität ist, dass der Alltag oft von Stress, Überforderung und ungeplanten Herausforderungen geprägt ist. In den Momenten, in denen wir als Eltern am meisten gefordert sind – wenn unser Kind laut wird, die Geduld auf die Probe stellt oder wir uns selbst müde und gereizt fühlen – fällt es uns oft schwer, in unserem emotionalen Zentrum zu bleiben und bedürfnisorientiert zu reagieren. Wir werden wütend, nutzen Androhung von Strafe als Mittel der Durchsetzung unserer Interessen, etwa nicht zu spät zu kommen und sind nicht in der Verbindung mit unserem Kind.
Warum ist das so? Der Grund liegt in unserem eigenen Nervensystem und den tief verankerten Erziehungsmustern, die wir in unserer Kindheit erlernt haben. Diese prägen unser Verhalten auf eine Art und Weise, die uns nicht immer bewusst ist. In stressigen Situationen können alte Muster und unbewusste Reaktionen zum Vorschein kommen, die uns hindern, in der gewünschten Weise zu handeln. Die wenigsten von uns haben bedürfnisorientierte Erziehung in ihrer Kindheit erlebt. Damals war es noch im Fokus, dass das Kind sich unauffällig verhält und gehorcht. Hierzu wurden Mechanismen wie Macht, Kontrolle, Drohung und Strafe alltäglich hergenommen. Das alles hat unser Nervensystem nachhaltig geprägt. Dieses wird in unseren ersten Lebensjahren und der Kindheit angelegt.
2. Das Nervensystem und die Bedeutung der Selbstregulation
Unser Nervensystem spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, wie wir in stressigen Situationen reagieren. In herausfordernden Momenten – wie etwa einem Konflikt mit unserem Kind oder einem emotional belastenden Tag – wird unser Nervensystem aktiviert. Der Sympathikus, der Teil des autonomen Nervensystems, der für Erregung zuständig ist, wird in solchen Momenten aktiv und versetzt uns in den „Kampf-oder-Flucht“-Modus. Das bedeutet, dass wir instinktiv auf eine Weise reagieren, die uns in die „Überlebensreaktion“ bringt – sei es durch eine lautstarke oder überreagierende Antwort oder durch Rückzug.
Wenn wir in solchen Momenten der Reaktionen unseres Nervensystems nicht bewusst sind, wird das, was wir aus der Vergangenheit kennen, wieder aktiviert. Denn das autonome Nervensystem folgt immer wieder seinen bekannten Mechanismen. Oft sind es genau diese Stressreaktionen und Überforderungen, die uns daran hindern, bedürfnisorientiert zu handeln und ruhig auf die Bedürfnisse unseres Kindes einzugehen.
Wie kannst du dein Nervensystem regulieren?
Es gibt viele Techniken, mit denen wir unser Nervensystem in stressigen Momenten beruhigen können. Eine der bekanntesten Methoden ist das bewusste Atmen. Indem wir uns auf unseren Atem konzentrieren und tief in den Bauch atmen, können wir das parasympathische Nervensystem aktivieren, das für Ruhe und Entspannung zuständig ist. Wichtig ist hierbei, nicht einfach nur zu atmen, sondern bewusst eine beruhigende Atemtechnik anzuwenden.
Übung:
Atme ein, zähle bis 4. Halte deinen Atem, zähle bis 4. Atme aus, zähle bis 6. Wiederhole das mindestens eine Minute lang. Wichtig ist, dass die Ausatmung länger ist als die Einatmung. So entsteht eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem, da der Parasympathikus angesprochen wird.
Eine andere Möglichkeit sind entspannende Techniken wie Yoga und Meditation.
Diese sind wunderbare Grundlagen für mehr Entspannung im Alltag. Allerdings braucht es eine bewusste, regelmäßige Übung über einen längeren Zeitraum. Denn unser Nervensystem im Stresszustand kehrt immer wieder auf seine gewohnten Wege zurück. Häufig ist dann der Fall, dass wir eben das, was uns gut tut vernachlässigen. Um neue Wege zu formen, braucht es regelmäßige Übung über einen längeren Zeitraum. Die anderen Wege wurden seit unserer Kindheit befahren. Das sind einige Jahre, die wir, wenn wir uns für einen bewussten Lebensweg entscheiden, üben dürfen, um in stressigen Situationen nicht wieder in alte Muster zu verfallen.
Ein wichtiger Schritt zu mehr Gelassenheit ist, unsere Körperreaktionen zu beobachten. Wie fühlt sich unser Körper an, wenn wir entspannt sind? Wie geht die Atmung, wie der Herzschlag, wie ist der Energiefluss, fühlt er sich frei und warm an? Und was passiert, wenn wir angespannt und gestresst sind? Wie verändern sich unsere Körperempfindungen.
Diese Körperreaktionen sind wir Frühwarnsignale für Stress, der erst später unser Bewusstsein erlangt. Kennen wir unsere Körperreaktionen, dann ist es möglich, den Moment zwischen Reiz und Reaktion zu erkennen und innezuhalten, bevor wir unüberlegt reagieren und in alte Verhaltensmuster fallen. Dann können wir, wenn unser Kind schreit, innehalten, spüren, was in uns vorgeht und dann eine überlegte Handlung, die der bedürfnisorientierten Erziehung entspricht folgen lassen. Wir spüren frühzeitig, wenn unser System gestresst ist und können uns Erholungsmomente verschaffen, bevor es zu Konflikten im Außen mit unseren Kindern kommt.
Durch regelmäßige Selbstregulationstechniken können wir im Alltag mehr Ruhe finden und die Voraussetzungen dafür schaffen, in schwierigen Momenten bewusst und achtsam zu handeln. Dann können wir die Automatismen erkennen und stattdessen bedürfnisorientierte Erziehung anwenden.
3. Erziehungsmuster aus der eigenen Kindheit
Ich habe schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt, dass wir in unbewussten Momenten häufig in Erziehungsmuster fallen, die wir aus der eigenen Kindheit kennen. Viele von uns tragen unbewusste Glaubenssätze, Prägungen und Muster aus ihrer eigenen Erziehung aus der Kindheit in sich, die uns als Eltern prägen. Auch wenn wir uns fest vorgenommen haben, es anders zu machen, als unsere eigenen Eltern, ist es oft nicht so einfach, diese alten Muster zu durchbrechen.
In stressigen Momenten greifen wir häufig auf das zurück, was wir kennen – sei es, weil es uns ein Gefühl von Sicherheit gibt oder weil es in uns tief verwurzelt ist. Vielleicht haben wir in unserer Kindheit gelernt, dass „gute“ Kinder sich ruhig verhalten oder dass bestimmte Bedürfnisse in der Familie nicht zur Sprache kamen. Vielleicht haben wir auch das Gefühl, dass wir erst dann geliebt werden, wenn wir den Erwartungen entsprechen.
All diese unbewussten Muster können uns daran hindern, in herausfordernden Situationen eine bedürfnisorientierte Haltung einzunehmen. Wir handeln nicht nach unserem Wissen, sondern nach alten, unbewussten Reaktionen, die uns emotional „blockieren“. Wir beginnen, auch von unseren Kindern zu erwarten, dass sie angepasst sind. Wenn uns das unaufgeräumte Zimmer im Alltag nicht stört, werden wir auf einmal wütend, wenn wir Besuch kommen und das Kind unserer Aufforderung, aufzuräumen nicht nachkommt. Wir wollen das Kind in seiner Aufgewecktheit respektieren, aber fühlen uns unwohl, wenn es in der Öffentlichkeit damit auffällt und werden streng und erpresserisch, wenn es damit nicht aufhört.
Wie kannst du diese Muster erkennen und auflösen?
Die erste und wichtigste Voraussetzung ist, dass wir uns dieser Muster bewusst werden. Dies geschieht häufig nach einem großen Streit, wenn wir uns schlecht fühlen, weil wir nie so sein wollten wie unsere Eltern. Weil wir unser Kind emotional verletzt haben, obwohl wir uns schon so oft vorgenommen haben, es so nicht zu machen. Irgendwann kommen wir dann an einem Punkt, an dem wir so nicht mehr weitermachen wollen. Wir haben schon unheimlich viel über bedürfnisorientierte Erziehung gelesen und dennoch will es uns im Alltag nicht gelingen.
Eine wertvolle Methode ist die Arbeit mit dem „inneren Kind“. Hierbei geht es darum, uns mit den Verletzungen, die wir als Kinder erlebt haben, auseinanderzusetzen und diese zu heilen. Es geht nicht darum, diese weg zu machen. Die Erfahrungen können wir nicht ungeschehen machen. Aber mit achtsamer Begleitung gelingt es uns, deren Wirkung im Hier und Jetzt zu verändern, indem wir sie in unser Nervensystem integrieren, so dass sie uns nicht mehr triggern und blockieren.
Es ist hilfreich, tief sitzende Glaubenssätze zu hinterfragen und neu zu formulieren. Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss immer stark sein“ können uns als Erwachsene hindern, mit unseren eigenen und den Bedürfnissen unserer Kinder liebevoll und achtsam umzugehen. Diese stammen aus der Kindheit. Waren wir Kinder, die immer zu laut waren, zu viel, zu aufmüpfig und zu wütend? Waren wir zu leise und zu schüchtern? Das alles sind normale kindliche Verhaltensweisen. Wenn sie uns aber als nicht gut gespiegelt werden, entsteht in uns der Glaube, dass wir nicht gut genug sind, dass wir nicht passen. Diese hindern und im Erwachsenenalter häufig daran, unseren Weg zu gehen und glücklich zu sein. Wir streben nach immer mehr, nach etwas anderem, weil wir glauben, nicht gut genug zu sein. Sie hindern uns daran, bedürfnisorientierte Erziehung anzuwenden, weil im Unterbewusstsein immer noch die alten Glaubenssätze gespeichert sind. Wir können diese Glaubenssätze im Hier und Jetzt umschreiben. Hierfür gibt es zahlreiche Techniken wie zum Beispiel Meditationen, Hypnose und Theta-Healing. Es braucht nachhaltige Methoden. Es nützt nichts, einfach positiv zu denken und ab jetzt sich einzureden, gut genug zu sein. Der Verstand wird vom Unterbewusstsein und autonomen Nervensystem einfach überschrieben, wenn wir die Trigger aus der Vergangenheit nicht dekonditionieren. Ich arbeite selbst mit Techniken wie Trigger-Dekonditionierung, Innerer Kind Arbeit und Hypnose. Informiere dich gerne dazu auf meiner Coachingseite.
4. Traumasensible Ansätze zur Regulierung des Nervensystems
Die traumasensible Erziehung ist ein Ansatz, der sich mit den Auswirkungen von Kindheitstraumata und emotionalen Verletzungen auf die Erziehung und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beschäftigt. Eltern, die in ihrer eigenen Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben, können in stressigen Momenten in alte Reaktionsmuster zurückfallen, die nicht nur ihre eigene Emotionen destabilisieren, sondern auch die Beziehung zu ihren Kindern belasten. Wenn Eltern selbst keine Bindung zu ihren Eltern haben, fällt es ihnen häufig schwer, eine Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Meistens haben sie auch keine Bindung zu sich selbst, weil es zu schmerzhaft in der Kindheit war. Somit wurde dieser Teil des Gehirns abgeschaltet, um zu überleben. Dann braucht es eine Wiederherstellung dieser Bindung, nicht zu den eigenen Eltern, sondern zu sich selbst. Oft haben bindungstraumatisierte Kinder eine gewisse Härte zu sich selbst entwickelt. Das erkennt man an Sätzen wie: „Das hat mir ja auch nicht geschadet.“ Sie haben die Gefühle irgendwann abgeschnitten, weil es zu schmerzhaft gewesen wäre, diese weiter zu fühlen. Dennoch fühlen sie sich nicht gut, wenn sie mit ihren Kindern in diese Härte verfallen. Sie wollen bedürfnisorientierte Erziehung anwenden und schaffen es aber regelmäßig nicht, diese im Alltag zu integrieren. Alles über Trauma erfährst du hier.
Wie kannst du dein Nervensystem in solchen Fällen regulieren?
Eine traumasensible Herangehensweise bedeutet, dass wir uns der Auswirkungen unserer eigenen Erfahrungen bewusst sind und auf die Bedürfnisse unseres Körpers und Geistes achten. Neben den bereits genannten Atemtechniken und Körperwahrnehmungsübungen kann auch die Arbeit mit Selbstmitgefühl ein hilfreicher Ansatz sein. Wenn wir uns selbst mit Liebe und Mitgefühl begegnen, anstatt uns für unsere „Fehler“ oder „Unzulänglichkeiten“ zu verurteilen, können wir auf einer tieferen Ebene heilen.
Erkennen wir aber, dass wir eine bindungstraumatisierende Kindheit hatten, empfiehlt es sich, eine Therapie zu machen. Denn es braucht eine Aufarbeitung in Verlangsamung, um wieder Zugang zu den Gefühlen zu bekommen und ein Bezeugen, dass das so nicht gut war. Nur dann können wir die Grundsätze bindungsorientierter Erziehung erfolgreich einsetzen.
In einem sicheren Rahmen können wir lernen, die Vergangenheit zu bearbeiten, die Ängste und Überreaktionen zu verstehen und achtsamer mit unseren Kindern umzugehen.
5. Wie du bedürfnisorientierte Erziehung in deinen Alltag integrieren kannst.
Nun, da wir die Ursachen erkannt haben, die uns daran hindern, bedürfnisorientierte Erziehung umzusetzen, möchten wir uns den Lösungsmöglichkeiten zuwenden. Was können wir konkret tun, um die Theorie in die Praxis umzusetzen?
a) Nehme eigene Bedürfnisse wahr und achte sie
Das wichtigste, um das Konzept bedürfnisorientierte Erziehung in den Alltag zu integrieren, ist eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, anzuerkennen und diese achtsam zu kommunizieren. Nur, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse respektieren und diese auch respektvoll einfordern, bekommen wir genügend Kraft, um die Bedürfnisse der Kinder annehmen zu können.
b) Baue achtsame Pausen ein
Einer der wichtigsten Schritte ist es, regelmäßig Pausen einzuplanen, um unsere eigene Energie aufzuladen. Nur wenn wir selbst gut für uns sorgen, können wir unsere Kinder mit Bedacht und Ruhe begleiten. Plane kleine Auszeiten im Alltag ein, sei es ein paar Minuten zum Durchatmen oder auch regelmäßige „Mama-/Papa-Zeit“, in der du dich ganz auf dich selbst konzentrierst. Nimm dir früh eine Tasse Kaffee oder Tee und spüre, wie es dir geht, bevor du dich in den Alltag stürzt. Schau, was dir gut tut. Dem einen tut es gut, früh aufzustehen, um Yoga oder Meditation zu machen, bevor die Kinder aufstehen. Den anderen versetzt es in Stress und er macht seine Routine lieber erst am Abend oder Mittags bevor die Kinder nach Hause kommen. Dem einen tut Yoga gut, dem anderen eine powervolle Laufrunde. Beginne, dich selbst bedürfnisorientiert zu begleiten und einen liebevollen Blick auf dich zu legen.
c) Integriere ein Bewusstsein für dich im Alltag
Nutze kleine Momente, um dich selbst zu regulieren. Beim Zähneputzen, beim Warten auf den Bus oder während einer kurzen Wartezeit im Supermarkt – atme tief und langsam. Nutze die vorher beschriebene Atemtechnik: Einatmen für 4, Halten für 4 und Ausatmen für 6-8 Zähler. Konzentrier dich mehrmals am Tag auf deine Körperempfindungen. Halte inne und spüre, wie es dir jetzt im Moment geht. Wo fühlst du das in deinem Körper, welche Reaktionen zeigt er dir wiederholt. Was passiert in deinem Körper, wenn du dich gestresst fühlst? Wenn du lernst, diese Reaktionen frühzeitig zu erkennen und wahrzunehmen, kannst du vorbeugend handeln, um nicht in alte Verhaltensmuster zu fallen. Es geht nicht darum, immer nur entspannt zu sein, es geht darum, in stressigen Phasen bewusst da zu sein und nicht die Automatismen die Überhand gewinnen zu lassen.
Spürst du, dass du alleine nicht weiter kommst und benötigst Unterstützung beim Aufspüren der Muster und Glaubenssätze aus deiner Kindheit und deren Auflösung? Möchtest du eine bewusste Mama sein, die sich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmert und jetzt startet in eine freie Zukunft für sich und ihre Familie? Ich bin diesen Weg schon gegangen und habe zahlreiche Frauen dabei unterstützt, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen und befreit eine Bindung und Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. Deswegen bin ich heute für dich da, um dich ein Stück auf deinem Weg zu begleiten.
*Wir lernen uns unverbindlich kennen und erkunden gemeinsam, wie ich dich auf deinem Weg unterstützen kann